2020 ist alles anders – auch in der Welt des Sports. Im Fußball fällt die Europameisterschaft aus. Ebenso die Olympischen Spiele. Das neben Olympia größte Sportereignis der Welt findet aber statt – die Tour de France. Wenn alles glatt geht, startet am Samstag in Nizza das Peloton in die Tour der Leiden. Radsportbegeisterte wie ich feiern das, Kritik gibt es aber auch aus allen Richtungen. Mehrere 100 Personen, die binnen drei Wochen durch Frankreich reisen, wobei auch Hochrisikogebiete durchfahren werden. Aber auch die Fahrer selbst haben Kritik im Vorfeld geäußert. Nach der langen Pause wegen Corona sehen viele die harten Rennen skeptisch. Gerade, weil in den letzten Wochen verheerende Stürze passiert sind. Meine Vorfreude ist trotz allem riesig. An dieser Stelle ein kleiner Ausblick auf das, was uns da erwartet.
Die Strecke
Als bekanntgegeben wurde, dass die Tour im September stattfindet, habe ich mir sofort das Road-Book geschnappt und habe die Strecke erkundet. Über 3470 Kilometer werden uns die 21 Etappen von Nizza nach Paris führen. Besonders freue ich mich dabei auf gleich vier Bergankünfte sowie ein Einzelzeitfahren, das ebenfalls am Berg endet. Leider gibt es dieses Jahr kein Mannschaftszeitfahren. Wie ihr wisst, liebe ich die Berge besonders. Dort, wo nach und nach die Spreu vom Weizen getrennt wird. Schlussendlich sind immer die Stärksten unter sich und duellieren sich mit allem, was sie haben. HC – Außer Kategorie ist das Stichwort. Am Grand Colombier endet eine Etappe, die sehr spannend werden dürfte mit eben einem solchen Anstieg der Ehrenkategorie. Eine Entscheidung könnte tatsächlich erst am vorletzten Tag fallen, wenn es auf die berüchtigte La Planche des Belles Filles mit ihren steilen Rampen geht. Allez!
Die Favoriten
In diesem Jahr ist es schwer, Favoriten zu benennen. Durch Corona fehlt eigentlich die Rennhärte, um eine große Landesrundfahrt in Angriff zu nehmen. Trotzdem vermuten viele, dass Primoz Roglic und Egan Bernal die Topfavoriten sein werden. Emanuel Buchmann dürfte ebenfalls zum elitären Kreis der Favoriten zählen. Als Deutscher hoffe ich natürlich, dass er nach Gelb greifen kann. Ehrlich gesagt ist es mir in diesem Jahr aber eigentlich egal, wer gewinnt. Die Hauptsache ist, dass alle gesund bleiben. Bei aller Kritik denke ich ebenso, dass die Tour vielen Menschen gut tun kann. Sie ist der Mythos, der begeistert und Freude schenkt. Ich jedenfalls freue mich schon total auf Le Tour. Über die existentielle Bedeutung des Radfahrens habe ich ja schon oft genug philosophiert. In diesem Jahr hoffe ich darauf, dass sich auf dem Rad Zusammenhalt, Mitmenschlichkeit und Liebe zeigen werden. Und wenn ich dahingehend doch einen Tipp abgegeben darf, sage ich, dass Julian Alaphilippe mein Hoffnungsträger für Gelb ist. Keiner leidet so gut wie er. Hol das Maillot Jaune nach Hause, Julian! Vive le Tour!