Zum Inhalt springen

Emotionales Finale

Auf einer Feierabendausfahrt während der Tour entdeckte ich diese blühenden Mohnblumen

Nun ist die Tour de France 2023 auch schon wieder vorbei. Schade, dieses grandiose Rennen hätte ich noch ewig sehen können. Statt jetzt eine der gewohnten Bilanzen zu ziehen und Siegerlisten zu besprechen, möchte ich auf etwas eingehen, das diese Tour insbesondere ausgezeichnet hat: Emotionen. Alle Fahrer, Teammitglieder, Fans und Journalist*innen haben uns drei Wochen lang Gänsehaut beschert – merci dafür!

Sport ist nicht alles
Die Tour de France ist ein Radrennen – oder besser gesagt, das Radrennen. Zu diesem einzigartigen Mythos wird es durch das, was über das rein Sportliche hinausgeht. Die Bereitschaft der Fahrer, sich füreinander einzusetzen und hinzugeben. Wenn man sieht, wie Wout van Aert immer wieder für Jonas Vingegaard attackiert und pariert oder Sepp Kuss mit tiefen Wunden am ganzen Körper noch in die Führung geht, gebührt eigentlich auch ihnen ein Platz auf dem Podest in Paris. Emanuel Buchmann, der Jai Hindley einen Tag in Gelb ermöglicht und selbst nach eigenen Stürzen in Interviews nur davon spricht, wie er seinen Kapitän am Berg beschützen will. Diese Mentalität macht den Radsport zu mehr als einer Ansammlung von Individualisten auf Höchstniveau. „Abandon“ ist das, was wir am wenigsten sehen wollen und in diesem Jahr doch oft mussten. Fahrer, die das Rennen aufgeben müssen. Romain Bardet, Enric Mas oder Mark Cavendish ereilte dieses traurige Schicksal sehr früh. Ihre Mienen zeigten, was es bedeutet, ohne Worte verlieren zu müssen. Mit Simon Geschke haben wir Deutschen wohl besonders gelitten. Wie er sich diese Mörderetappe nach Courchevel ein paar Meter vor dem Besenwagen quälte und einen Tag später doch vom Rad steigen musste. Du bist ein ganz Großer, Simoni!

Seid umschlungen Millionen
Die Tour rühmt sich seit eh und je, das größte Sportereignis des Jahres gemessen an Zuschauerzahlen an der Strecke zu sein. In diesem Jahr ist das wohl wirklich berechtigt. Was war da bitte los zwischen Bilbao und Paris?! Die frenetischen Basken zu Beginn, die feurigen Menschen der Pyrenäen oder die Bewohner*innen der Vogesen, die ihren Helden Pinot in den Olymp hoben. Diese Liebe und Begeisterung an der Strecke berührt einen selbst am Fernseher. Und dazu tragen auch die Menschen viel bei, die uns Tag für Tag geniale Bilder lieferten. Florian Naß und Fabian Wegmann kann man nur danken für ihre super informativen Reportagen, die mit echter Leidenschaft über die Mattscheibe flimmerten. Wenn Naß betont, den Tränen nahe zu sein, glaubt man ihm das. In unserer immer noch von heteronormativen Rollenbildern geprägten Gesellschaft finde ich es wichtig und bemerkenswert, dass ein Mann diese Emotionalität äußert. Diese zeigte sich immer wieder insbesondere in den Interviews mit den Fahrern. Fabian Wegmann brachte es auf den Punkt, als er unterstrich, dass Matej Mohoric mit seinem Interview nach dem Etappensieg im Sprint in fünf Minuten auf den Punkt gebracht habe, was den Radsport ausmache. Mohoric sprach von all den Zweifeln, die er und eigentlich alle Profis beständig erlebten. Das Gefühl, nicht das Hinterrad der Konkurrenz halten zu können und am Ende des Jahres vielleicht ohne Vertrag dazustehen. Und wie besonders es dann sei, einmal als Erster über den Zielstrich bei der Tour zu fahren. Er bedankte sich bei allen Kollegen, Mechanikern, Physios und anderen Teammitgliedern, ohne die ein solcher Erfolg unmöglich sei. Und auch er versteckt seine Tränen nicht. Er und sein Team haben vor wenigen Wochen erst ihren Freund und Kollegen Gino Mäder bei einem tragischen Rennunfall verloren.

Immer weiter
Die Tour ist zu Ende aber das Rennen in vollem Gange. Ich freue mich schon unfassbar darauf, demnächst selbst an der Strecke sein zu können. Die Deutschlandtour fährt im August quasi an unserer Haustür vorbei. Also mache ich mich schonmal auf die Suche, im Roadbook den besten Ort ausfindig zu machen, um die Pedaleure kräftig anfeuern zu können. Allez!

Ein Gedanke zu „Emotionales Finale“

  1. Pingback: clindamicina 600 mg

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert