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Vorbereitung ist alles

Oh Lord, wie lange habe ich hier nichts von mir hören lassen. Mea culpa! Statt lang und breit Abbitte zu leisten, erzähle ich aber lieber, was es hier in den kommenden drei schönsten Wochen des Jahres wieder geben wird: Alles rund um die Tour de France. Die Profis haben sich nun monatelang akribisch vorbereitet und werden am Samstag im Baskenland an den Start gehen. Hier ein paar Eindrücke aus meinen Vorbereitungen, die naturgemäß eher akademischer Art waren.

Leidenschaft made in Euskadi
Wie gesagt, die Tour startet am 1. Juli mit ihrem Grand depart im Baskenland. Jener radsportverrückten Region im Norden Spaniens. Viele werden sich noch an das Team Euskatel erinnern, das bis vor einigen Jahren (fast) ausschließlich mit baskischen Fahrern an den Start ging. Die Equipe stand für das, was wir auch von dieser Tour im Baskenland erwarten dürfen: Fanatische Leidenschaft und Hingabe an diesen wunderbaren Sport. Und das insbesondere am Berg. Ich freue mich schon wirklich auf die Massen an Fans, die die Fahrer frenetisch anfeuern werden. Diese Emotionalität macht den Radsport doch aus und dass die Fans ihre Helden unmittelbar und hautnah erleben können.

Hasardeure in Wonderland
Studiert man die Etappenprofile der ersten Teilstücke fällt eben eins gleich auf: Welliges Profil. Reine Sprinter werden es da schwer haben. Massensprints werden vermutlich nur in Bayonne und Nogaro anstehen. Ansonsten hoffe ich darauf, dass sich zwei Träume erfüllen. Simon Geschke dürfte sich in Außreißergruppen auf die Jagd nach dem Bergtrikot begeben. Bis es am 5. Juli von Pau nach Laruns und damit in die Hölle der Außerkategorie geht, stehen 13 Bergwertungen in dem Roadbook, das mir die beste Frau der Welt letztens heimlich zwischen die sonstigen Lektüren legte. Mach es noch einmal Simoni. Hol dir das gepunktete Trikot und dann tragen wir alle zusammen es diesmal bis Paris. Der zweite Traum: Julian Alaphilippe in Gelb. Nach vielen Stürzen in der vergangenen Zeit wird er nun wieder voll angreifen. Das Profil kommt ihm entgegen. Allez Julian! Nimm das Herz in beide Hände und knall voll raus. Alaphilippe voll attackieren zu sehen ist das, was mich am Radsport seit Marco Pantani begeistert. Ein einzelner Mensch, der zwischen Tälern und Gipfeln in die Pedale hämmernd ein ganzes Leben erzählt.

Das große Ganze?
Soweit der romantische Blick auf das, was uns da erwartet. Realistisch betrachtet werden es wieder Vorjahressieger Jonas Vingegaard und der scheinbar unangreifbare Tadej Pogacar sein, die schon auf dem hier brutal harten Terrain der insgesamt berglastigen diesjährigen Tour die Weichen für den Gesamtsieg stellen werden. Mit den Etappen, die durch die Pyrenäen führen gilt die alte Weisheit, in der ersten Woche die Tour nicht gewinnen, aber verlieren zu können. Dementsprechend erscheint es wahrscheinlich, dass Ausreißer um Tagessiege kämpfen werden, aber die Classmentfahrer ihre Position absichern werden. Dabei wird es nicht nur auf den stärksten Capitan ankommen. Es ist die Mannschaft, die zählt. Letztes Jahr hat Jumbo Visma den auf sich gestellten Pogacar schlicht explodieren lassen. Vingegaard wird diesmal nicht den bergfesten Roglic an seiner Seite haben und damit auch taktische Entscheidungen alleine treffen. Das alles verspricht spannend zu werden. Auf die beiden Topfavoriten sollte man sich aber nicht versteifen. Da sind jede Menge gute Jungs am Start. Auf einen will ich noch kurz zu sprechen kommen: Egan Bernal. Nach seinem lebensbedrohlichen Crash 2022 ist er wieder im Peloton und führt die einstige Übermacht Ineos Grenadiers an. Wie sehr ich Bernal für seine unermüdliche Bereitschaft, sich am Berg aufzuopfern, bewundere, habe ich ja schon oft in Hymnen besungen. Nun bin ich einfach froh, dass er wieder da ist und dem Mythos Tour ein weiteres Kapitel hinzufügt.

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